Daß in diesem Sammelband namhafte Wissen- schaftler, Schriftsteller und Publizisten zusammengekom- men sind, ist dem Redakteur zu verdanken. Würden sie aber an einem Rundtischgespräch teilnehmen, wären sie bestimmt nicht über alle Probleme einhelliger Meinung und hätten über so manches scharf diskutiert. Doch alle sind sie davon fest überzeugt, daß die Umgestaltung unserer Gesellschaft längst herangereift, unausweichlich und notwendig geworden ist.
Jeder von ihnen sucht auf seine Art nach Antworten auf zwei Fragen, die russische Denker jahrhundertelang bewegten, nämlich: „Wer ist daran schuld?" (Oder: Woran liegt es?") und „Was tun?". Gewissenhaftere Geschichtsforscher bleiben bei der Beantwortung der er- sten Frage beim Oktober 1917 (Oktoberrevolution) nicht stehen, sondern greifen auf die frühere Geschichte zurück auf die Zeit des Zaren Peter I., auf die Herr- schaft von Iwan dem Schrecklichen, auf das mongolotata- rische Joch und sogar auf die Zeit des Kiewer Großfürsten Wladimir, als sich Rußland nicht für den westeuropäischen, sondern für den byzantinischen Zweig des Christen- tums entschied.
Alle unsere Autoren denken über das Wichtigste - die weitere Zukunft der sowjetischen Gesellschaft nach. Alle Gesellschaftsschichten sind nach der jahrzehntelan- gen sozialen Apathie und Stagnation in Bewegung ge- kommen, alle suchen intensiv nach einem gerechteren und wirksameren Modell der Gesellschaftsordnung.
