#smrgKİTABEVİ Epigraphische Forschungen in Bithynien, Paphlagonien, Galatien und Pontos CİLTLİ (Philia, Supplement 2) - 2016
Es handelt sich mit wenigen Ausnahmen um kurze Grab-, Weih- und Ehreninschriften sowie Inschriften auf Meilensteinen, die als einzelne Zeugnisse geringen Informationsgehalt besitzen, jedoch in regionalen Sammlungen die epigraphische Quellenbasis einer antiken Landschaft zu bereichern vermögen. Dabei wurden sie auf der Grundlage bisheriger Forschungen und eigener Landeskenntnis den antiken Stadtterritorien zugeordnet, nach denen - von Westen (Bithynien) nach Osten (Pontos) fortschreitend - die Sammlung gegliedert ist. Jede Gruppe ist mit Verweisen auf die bisherigen epigraphischen Publikationen der Region eingeleitet.
In Auswahl werden einschlägige literarische Zeugnisse (insbesondere Strabon) zitiert und - bei den kleineren Städten - gelegentlich Illustrationen städtischer Münzen beigefügt. Die Auswahl dieser Testimonia trägt zur Erklärung der behandelten Inschriften nicht unmittelbar bei, sondern ist dazu gedacht, den Leser - auch bildlich - durch die Gliederung dieser Regionen Anatoliens nach ihrer städtischen Geographie zu führen, von denen Louis Robert einmal gesagt hat: texte et illustration pourront donner une idée de leurs charactères spécifiques aux lecteurs, philologues et historiens, qui souvent connaissent presque exclusivement les côtes de l'Égée; c'est l'Asie Mineure profonde.1 Zum vorliegenden Band hat andererseits Mustafa Adak 40 weitere Inschriften geliefert, die aus dem östlichen Territorium Nikaias, aus Prusias ad Hypium, Klaudiupolis und Krateia-Flaviopolis stammen und die teilweise von ihm selbst im letzten Jahrzehnt sowie teilweise von seinem Vorgänger Sencer Şahin bereits in den 1980er Jahren aufgenommen wurden. Es handelt sich um die Inschriften Nr. 1-12, 14-34, 41-42, 61-62, 64 und 66.
Die epigraphische Erschließung Nordkleinasiens ist noch immer lückenhaft. Sammlungen, die auf Ausgrabungen von Stadtzentren zurückgehen, existieren hier noch nicht, die vorhandenen beruhen auf Museumsbeständen und Bereisung, doch nur wenigen von diesen liegt eine mehrjährige, systematische Erkundung von Stadtterritorien zugrunde. Kaum eine der hier veröffentlichten Inschriften ist erkennbar älter als die Epoche der römischen Kaiserzeit. Wo Ärendaten oder andere Kriterien wie Kaisertitulaturen fehlen, kann eine engere zeitliche Einordnung nicht erfolgen. Die Datierung begnügt sich mit den Angaben Kaiserzeit, Spätantike bzw. 4. Jh. oder später. Der oft vorkommende Aureliername allein ist bekanntlich keine sichere Scheidelinie für eine Datierung nach 212 n. Chr. Die Bezeichnung Spätantike verweist auf eine Epoche, die mit der diokletianischen Neuordnung beginnt. Für eine Einordnung in diese Epoche geben uns bestimmte Ausdrücke oder sprachliche Phänomene den Ausschlag, wenn diese auch nicht vollkommen sicher sind.
Eindeutig 1 L. Robert, A Travers L'Asie Mineure. Poètes et prosateurs, monnaies grecques, voyageurs et géographie, Paris 1980, 4. christliche Merkmale datieren Inschriften in der Regel als 4. Jh. oder später. Kriterien wie die Formen der Buchstaben sind wegen der relativ geringen Funddichte unzuverlässig und werden nicht herangezogen. Die zahlreichen Neufunde, die zum Gebiet von Pompeiopolis/Paphlagonien gehören, sind hier nicht aufgenommen. Mit Beginn der Grabungen daselbst im Jahr 2006 entstand der Plan eines Corpus dieser Stadt, deren Territorium Marek in den Achtziger- und Neunzigerjahren sowie von 2006-2014 mit systematischen Surveys weitgehend bereist hat.2 Eine Gesamtdarstellung der Geschichte und historischen Geographie Nordkleinasiens unter römischer Herrschaft liegt in dem 2003 erschienenen Band Pontus et Bithynia. Die römischen Provinzen im Norden Kleinasiens vor, wo die ältere Forschungsliteratur zitiert ist.3 Dieser Band enthält auch eine besonders reiche photographische Dokumentation der Landschaften und Ruinen dieses Teils Kleinasiens.
Für die Edition der Texte verwenden wir das von Jeanne und LouisRobert in La Carie II (1954) 9-14 ausführlich begründete System von Klammern und kritischen Zeichen. Gegen den Mythos vom maddening use of Robertian brackets (BE 1980, 20, vgl. BE 1984, 13) und für die Angemessenheit dieses Systems hinsichtlich der Inschriften muss hier nicht Stellung bezogen werden. Zur Tendenz, die Texte mit weiteren hinzu erfundenen kritischen Zeichen zu überfrachten, zuletzt noch einmal Jeanne und Louis Robert: Les hellénistes ne sont heureusement pas dans la situation de ceux qui ont à faire imprimer du chinois ou des hiéroglyphes; qu'ils ne se mettent pas dans cette situation par leurs propres chinoiseries. (op. cit. 11).
Der Beitrag von Marek ist ein Teilergebnis seiner 2012-2013 an der Brown-University in Providence, Rhode Island durchgeführten Forschungen. Für das großzügige Stipendium gebührt der Gerda Henkel-Stiftung großer Dank. Zur epigraphischen Feinarbeit von der Kontrollesung am Abklatsch bis zur Gestaltung der Druckvorlage haben Dr. Ursula Kunnert, Dr. Emanuel Zingg und Robert Barnea vieles beigetragen, wofür ihnen herzlich zu danken ist. Mein Dank gilt auch Victor Walser, Christof Schuler und einem anonymen Gutachter für scharfsichtige Ergänzungen und Korrekturen. - Mustafa Adak und Christian Marek, Antalya und Zürich im November 2015
Es handelt sich mit wenigen Ausnahmen um kurze Grab-, Weih- und Ehreninschriften sowie Inschriften auf Meilensteinen, die als einzelne Zeugnisse geringen Informationsgehalt besitzen, jedoch in regionalen Sammlungen die epigraphische Quellenbasis einer antiken Landschaft zu bereichern vermögen. Dabei wurden sie auf der Grundlage bisheriger Forschungen und eigener Landeskenntnis den antiken Stadtterritorien zugeordnet, nach denen - von Westen (Bithynien) nach Osten (Pontos) fortschreitend - die Sammlung gegliedert ist. Jede Gruppe ist mit Verweisen auf die bisherigen epigraphischen Publikationen der Region eingeleitet.
In Auswahl werden einschlägige literarische Zeugnisse (insbesondere Strabon) zitiert und - bei den kleineren Städten - gelegentlich Illustrationen städtischer Münzen beigefügt. Die Auswahl dieser Testimonia trägt zur Erklärung der behandelten Inschriften nicht unmittelbar bei, sondern ist dazu gedacht, den Leser - auch bildlich - durch die Gliederung dieser Regionen Anatoliens nach ihrer städtischen Geographie zu führen, von denen Louis Robert einmal gesagt hat: texte et illustration pourront donner une idée de leurs charactères spécifiques aux lecteurs, philologues et historiens, qui souvent connaissent presque exclusivement les côtes de l'Égée; c'est l'Asie Mineure profonde.1 Zum vorliegenden Band hat andererseits Mustafa Adak 40 weitere Inschriften geliefert, die aus dem östlichen Territorium Nikaias, aus Prusias ad Hypium, Klaudiupolis und Krateia-Flaviopolis stammen und die teilweise von ihm selbst im letzten Jahrzehnt sowie teilweise von seinem Vorgänger Sencer Şahin bereits in den 1980er Jahren aufgenommen wurden. Es handelt sich um die Inschriften Nr. 1-12, 14-34, 41-42, 61-62, 64 und 66.
Die epigraphische Erschließung Nordkleinasiens ist noch immer lückenhaft. Sammlungen, die auf Ausgrabungen von Stadtzentren zurückgehen, existieren hier noch nicht, die vorhandenen beruhen auf Museumsbeständen und Bereisung, doch nur wenigen von diesen liegt eine mehrjährige, systematische Erkundung von Stadtterritorien zugrunde. Kaum eine der hier veröffentlichten Inschriften ist erkennbar älter als die Epoche der römischen Kaiserzeit. Wo Ärendaten oder andere Kriterien wie Kaisertitulaturen fehlen, kann eine engere zeitliche Einordnung nicht erfolgen. Die Datierung begnügt sich mit den Angaben Kaiserzeit, Spätantike bzw. 4. Jh. oder später. Der oft vorkommende Aureliername allein ist bekanntlich keine sichere Scheidelinie für eine Datierung nach 212 n. Chr. Die Bezeichnung Spätantike verweist auf eine Epoche, die mit der diokletianischen Neuordnung beginnt. Für eine Einordnung in diese Epoche geben uns bestimmte Ausdrücke oder sprachliche Phänomene den Ausschlag, wenn diese auch nicht vollkommen sicher sind.
Eindeutig 1 L. Robert, A Travers L'Asie Mineure. Poètes et prosateurs, monnaies grecques, voyageurs et géographie, Paris 1980, 4. christliche Merkmale datieren Inschriften in der Regel als 4. Jh. oder später. Kriterien wie die Formen der Buchstaben sind wegen der relativ geringen Funddichte unzuverlässig und werden nicht herangezogen. Die zahlreichen Neufunde, die zum Gebiet von Pompeiopolis/Paphlagonien gehören, sind hier nicht aufgenommen. Mit Beginn der Grabungen daselbst im Jahr 2006 entstand der Plan eines Corpus dieser Stadt, deren Territorium Marek in den Achtziger- und Neunzigerjahren sowie von 2006-2014 mit systematischen Surveys weitgehend bereist hat.2 Eine Gesamtdarstellung der Geschichte und historischen Geographie Nordkleinasiens unter römischer Herrschaft liegt in dem 2003 erschienenen Band Pontus et Bithynia. Die römischen Provinzen im Norden Kleinasiens vor, wo die ältere Forschungsliteratur zitiert ist.3 Dieser Band enthält auch eine besonders reiche photographische Dokumentation der Landschaften und Ruinen dieses Teils Kleinasiens.
Für die Edition der Texte verwenden wir das von Jeanne und LouisRobert in La Carie II (1954) 9-14 ausführlich begründete System von Klammern und kritischen Zeichen. Gegen den Mythos vom maddening use of Robertian brackets (BE 1980, 20, vgl. BE 1984, 13) und für die Angemessenheit dieses Systems hinsichtlich der Inschriften muss hier nicht Stellung bezogen werden. Zur Tendenz, die Texte mit weiteren hinzu erfundenen kritischen Zeichen zu überfrachten, zuletzt noch einmal Jeanne und Louis Robert: Les hellénistes ne sont heureusement pas dans la situation de ceux qui ont à faire imprimer du chinois ou des hiéroglyphes; qu'ils ne se mettent pas dans cette situation par leurs propres chinoiseries. (op. cit. 11).
Der Beitrag von Marek ist ein Teilergebnis seiner 2012-2013 an der Brown-University in Providence, Rhode Island durchgeführten Forschungen. Für das großzügige Stipendium gebührt der Gerda Henkel-Stiftung großer Dank. Zur epigraphischen Feinarbeit von der Kontrollesung am Abklatsch bis zur Gestaltung der Druckvorlage haben Dr. Ursula Kunnert, Dr. Emanuel Zingg und Robert Barnea vieles beigetragen, wofür ihnen herzlich zu danken ist. Mein Dank gilt auch Victor Walser, Christof Schuler und einem anonymen Gutachter für scharfsichtige Ergänzungen und Korrekturen. - Mustafa Adak und Christian Marek, Antalya und Zürich im November 2015